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HR Glossar

Schicker Dienstwagen, sicherer Job und freitags Frühschluss: Was sich die Generation X vom Arbeitgeber wünscht

von

Karina Rapp

4.9.2023

Während junge Arbeitnehmer Nachhaltigkeit und Teamwork im Betrieb brauchen, um sich richtig wohlzufühlen, liegen die Prioritäten der heute Mitte vierzig bis Ende fünfzig Jahre alten Kollegen anderswo. Mit Statussymbolen, sicheren Jobs und einer Extraportion Anerkennung punkten Unternehmen bei der Generation, die bereits lange mit beiden Beinen im Berufsleben steht. Wir verraten Euch in diesem Artikel 7 Dinge über Gen X, die Ihr wissen solltet.

Was gucken wir heute: MTV, RTL oder ProSieben?

Das Kabelfernsehen prägte das Heranwachsen dieser Generation. Sitcoms mit scharfem Wortwitz, Talkshows zu jedem erdenklichen Thema und die täglichen Alltagsdramen in „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ sind Kulturgut für die in mittleren 1960er bis in die frühen 1980er-Jahre geborenen Menschen. Da sich Kabelfernsehen über Werbung finanziert, wusste jeder, was „Morgens halb zehn in Deutschland“ auf dem Speiseplan steht oder dass „Waschmaschinen mit Calgon“ nun mal länger leben. Durch die ständige TV-Werbung mit ihren eindringlichen Slogans entwickelten die damals jungen Persönlichkeiten eine sehr starke Markenorientierung. Markenprodukte und Statussymbole spielen auch heute noch eine große Rolle – dies können Arbeitgeber nutzen, wenn sie um die Gunst der Gen X als Arbeitnehmer buhlen. Wie wäre es mit einem Audi als Firmenauto – am besten gleich mit 2-Zonen-Komfortklimaautomatik und Smartphone-Interface?

Jobs als knappes Gut

Ganz im Gegensatz zu ihren Vorgängern, den Babyboomern, stand den Arbeitsuchenden dieser Generation nur ein begrenztes Angebot an Arbeitsplätzen zur Verfügung. Die Angst vor der Arbeitslosigkeit und dem damit verbundenen sozialen Abstieg steckt dieser Generation in den Gliedern. Wer einen Job hatte, wollte diesen meist um keinen Preis verlieren: Massiver Leistungsdruck in der Arbeitswelt, krank arbeiten zu gehen und Aufopferung bis zum Burn-out waren keine Seltenheiten. Umso mehr lohnt es sich für Arbeitgeber, die die Fahne der Arbeitsplatzsicherheit zu hissen, um der angstgeplagten Gen X ein Gefühl von wohlig-beruhigender Sicherheit zu vermitteln.

Arbeiten, um zu Leben

Da die meisten Jobs zur Finanzierung des Lebensunterhalts und der Absicherung des sozialen Status dienten, wurde die tatsächliche Sinnhaftigkeit einer Tätigkeit oft nicht hinterfragt. Ein Verweilen in einem eher langweiligen, aber gut bezahlten Job gilt in dieser Generation als völlig in Ordnung. Da seltener eine tiefere Erfüllung in der Arbeit gesucht wird, sind Zeit für Erholung, Hobbies und ein erfüllendes Familienleben umso wichtiger. Unternehmen, die mit einer gesunden Work-Life-Balance punkten, wirken daher auch auf die Gen X anziehend.

Gestaltungsspielraum, Wertschätzung und Vertrauen

Diese drei Dinge wünscht sich Gen X. Die erfahrenen und zumeist gut ausgebildeten Arbeitnehmern brauchen Raum für Individualität und selbstständiges Arbeiten. Zuverlässigkeit und Strebsamkeit charakterisieren sie. Im Gegenzug möchten sie geschätzt und respektiert werden und fordern vom Arbeitgeber volles Vertrauen. Passt die Beziehung erst mal, sind sie dem Arbeitgeber gegenüber sehr loyal und bringen eine deutlich geringere Wechselbereitschaft mit als die jüngere Gen Y und Z. Höflichkeit spielt ebenso eine größere Rolle. Auch wenn die Du-Kultur bereits in vielen Firmen Normalität geworden ist, sollte bei Vertretern der Gen Z vorab abgeklärt werden, mit welcher Ansprache sie sich im Unternehmensalltag wohlfühlen.

After-Work-Drink, schon wieder?

Die Trennung von Privat- und Berufsleben ist für diese Generation wichtiger als für andere. Da die Arbeit für viele hauptsächlich dem Broterwerb und nicht einem höheren Zweck dient, müssen die Arbeitskollegen auch nicht zwingend die besten Freunde sein. Also nicht persönlich nehmen, wenn Kollegen Mitte vierzig bei den wöchentlichen After-Work-Drinks nicht unbedingt dabei sein wollen. Klar, die obligatorische Weihnachtsfeier gehört dazu, dennoch sind regelmäßige Teamevents für die Gen X oft zu viel des Guten. Mit höflichem, respektvollem Entgegenkommen, einer gewissen Distanz und einem guten Klima am Arbeitsplatz sind ihre sozialen Bedürfnisse meist völlig befriedigt.

Kurt Cobain als Stimmungsbarometer

Schlabberlook von Kopf bis Fuß, latente Depressionen und eine Gitarre: So lassen sich die Ikonen der Jugend von damals grob beschreiben. Der Zerfall des Mehrgenerationen-Haushalts, die erstmals hohe Scheidungsrate und die steigende Berufstätigkeit von Frauen führten dazu, dass viele als Schlüsselkinder sich selbst überlassen waren. Flächendeckende Kinderbetreuung gab es damals in vielen Regionen noch nicht. Was einerseits mit mehr Eigenständigkeit einherging, führte auf der anderen Seite zu Verlorenheit. Die spiegelte sich im damaligen Musikgeschmack der Jugend wider: Punk und Grunge-Musik dominierten die Charts. Man sagt dieser Generation eine gewisse Interesselosigkeit und Selbstbezogenheit nach. Als Team Bäume zu pflanzen oder im Pflegewohnheim gemeinsam zu basteln, mag für idealistische junge Arbeitnehmer eine großartige Sache sein. Dennoch: Für Gen X besser nicht verpflichtend, sondern lieber auf freiwilliger Basis organisieren und wenn möglich individuelle Interessen berücksichtigen.

Digital Immigrants: von analog zu digital

Kaum jemand hat die rasante technische Entwicklung so hautnah miterlebt wie Generation X. Während in ihrer Kindheit noch das Festnetz-Tastentelefon topaktuell war, texten sie heute mit ihren eigenen Kindern auf WhatsApp, was es denn zum Abendessen geben soll. Die sogenannten Digital Immigrants kennen beide Welten. Sie mussten immer Neues dazulernen. Der Umgang mit der Technik wurde ihnen nicht wie den jüngeren Digital Natives in die Wiege gelegt. Sie wünschen sich öfters reale Kontakte. Ab und zu ein persönliches Meeting tut ohnehin jedem gut – insbesondere Menschen, die das in der Vergangenheit ausschließlich so praktiziert haben. Im Vergleich zu den extrem vernetzten Folgegenerationen nutzt Gen X Social Media etwas weniger intensiv, dennoch ist ein Großteil regelmäßig auf Facebook oder dem Karrierenetzwerk LinkedIn zu finden.

Fazit:

Gen X punktet mit jahrelanger Erfahrung, Loyalität, Durchhaltevermögen und Zuverlässigkeit. Wer einen sicheren Arbeitsplatz, attraktive materielle Anreize und gesunde Work-Life-Balance anzubieten hat, wirkt als Arbeitgeber auf diese Generation besonders attraktiv. Viele User verbringen Zeit auf Facebook oder LinkedIn. Auch wenn die Wechselbereitschaft dieser Generation niedriger ist, lässt sie sich durch qualitativ hochwertige und informative Inhalte über Social Media in den Bann ziehen.