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Der Anti-Remote-Trend in Deutschland: Ein Weckruf für Recruiter, Personaler und Unternehmen

von

Anna Donig

14.12.2024

In den letzten Jahren hat sich die Arbeitswelt in Deutschland ganz schön gewandelt. Remote-Arbeit, die während der Pandemie so richtig durch die Decke ging, wurde von vielen als der neue Standard gefeiert. Aber jetzt gibt es einen neuen Trend: den Anti-Remote-Trend. Immer mehr Unternehmen wollen zurück ins Büro. Aber was steckt dahinter? Und was bedeutet das für Recruiter und Personalabteilungen? Lass uns mal einen genaueren Blick darauf werfen.

Die Rückkehr ins Büro: Warum das viele Unternehmen wieder wollen

Einige Unternehmensleiter sind überzeugt, dass die persönliche Interaktion im Büro einfach nicht zu ersetzen ist. Sie glauben, dass Kreativität und Teamarbeit leiden, wenn alle nur von zuhause ausarbeiten. Im Büro können die Leute leichter Ideen austauschen, spontane Meetings abhalten und sich besser in die Unternehmenskultur einfühlen.

Ein weiterer Punkt, der häufig angesprochen wird, ist die Kommunikation im Team. Viele glauben, dass die Kommunikation im Büro einfacher ist, weil man direkt zur Stelle ist und schnell Fragen klären kann.

Im Remote-Setting kann es dagegen herausfordernd sein, wichtige Informationen zu finden, da sie oft in der Flut von Chats und E-Mails untergehen. Auch spontane Gespräche, wie das schnelle „Hey, wie macht man das eigentlich?“, fallen häufig weg. Das kann dazu führen, dass sich Teammitglieder isoliert fühlen.

Das größte Argument neben den Kommunikationsproblemen für die Rückkehr ins Büro ist oft die Produktivität. Viele Führungskräfte haben das Gefühl, dass ihre Mitarbeiter im Büro effizienter arbeiten, weil sie direkt von ihren Kollegen und Chefs umgeben sind. Dazu kommt das Thema Kontrolle und Vertrauen. Viele Unternehmen sind misstrauisch und glauben nicht, dass ihre Mitarbeiter wirklich produktiv sind, wenn sie remote arbeiten. Haben sogar Angst davor, dass ihre Mitarbeiter ihnen – sagen wir – auf der Nase rumtanzen.

Sicherlich – hier sind mit Bestimmtheit auch schlechte Erfahrungen mit einzelnen Mitarbeitern oder den ersten Geh-Versuchen mit dem neuem Arbeitsmodell der Grund dafür, warum das Vertrauen der Unternehmen angeknackst ist. Aber war wirklich das Remote schuld daran? In vielen Fällen traten nämlich Probleme deshalb auf, weil Remote nicht richtig umgesetzt und auf die besonderen Anforderungen dieses Arbeitsmodell eingegangen wurde. Und abgesehen davon - ist es nicht unfair, alle Mitarbeiter für das Verhalten einiger weniger zu „bestrafen“?

Fakt ist: Remote Arbeit kann funktionieren. Und Mitarbeiter allein ins Büro zurückzuholen ist nicht die alleinige Lösung für Kommunikationsprobleme.

Arbeitsmodell Remote-Arbeit: Die Vorteile

Auf der anderen Seite gibt es aber auch viele Argumente, die für Remote-Arbeit sprechen. Erstmal bietet diese Flexibilität eine mega Lebensqualität. Mitarbeiter können ihre Arbeitszeiten selbst gestalten, müssen nicht pendeln und können Beruf und Privatleben besser unter einen Hut bringen. Das führt oft zu mehr Zufriedenheit und damit auch zu mehr Produktivität, was von mehreren Studien bereits belegt wurde. Übrigens: Studien zeigen ebenfalls, dass viele Mitarbeiter, die von zu Hause arbeiten, ihre dadurch gewonnene Zeit v.a. für mehr Bewegung, eine gesündere Ernährung und persönliche Aktivitäten investieren, was zu einer besseren physischen und psychischen Gesundheit führt.  

Nicht zu vergessen die Kostenersparnis! Unternehmen, aber auch die Mitarbeiter selbst, können durch Remote-Arbeit ordentlich Kosten sparen – z.B. für Büroflächen, Pendeln und anderen Ausgaben. Diese Ersparnisse können dann in andere Bereiche gesteckt werden. Im Falle der Unternehmen zum Beispiel in Weiterbildungen oder in die Verbesserung der Mitarbeiterzufriedenheit.

Und hey, Unternehmen, die Remote-Arbeit anbieten, haben Zugang zu einem viel größeren Talentpool. Du musst nicht mehr nur in deiner Stadt suchen. Für Firmen in ländlichen Gegenden besonders cool oder auch bei spezialisierten Positionen, wo es oft schwierig ist, lokale Talente zu finden.

Und vergessen wir nicht, dass die jüngeren Generationen, die berüchtigten Millennials und Gen Z, grundsätzlich Remote-Arbeitsplätze oder Hybrid-Modelle schätzen und vorziehen. Klar, man sich an der Stelle aufregen und darauf schimpfen wie „verwöhnt“ diese Generationen sind. Fakt ist – diese Generationen haben die Macht. Sie haben den Luxus sich ihre Arbeit auszusuchen und müssen nicht wie die Generationen zuvor mit Massen an Bewerbern um Arbeitsplätze konkurrieren.

Lesenswert: Altersgemischtes Dream-Team statt Generationen-Clash: Wie eine gute Zusammenarbeit am Arbeitsplatz gelingt

Wie Kommunikation und Teamwork im Remote-System funktionieren können

Lass uns mal konkret werden und das mit eines der größten Herausforderungen von Remot-Arbeit genauer beleuchten, wie Teamarbeit und Kommunikation im Remote-Setting richtig gut funktionieren können. Ein tolles Beispiel ist StaffConcept selbst. Hier arbeiten wir alle remote über ganz Deutschland verteilt. Wir haben einige coole Strategien entwickelt, um den Kontakt und die Zusammenarbeit aufrechtzuerhalten.

Zum Beispiel haben wir wöchentliche Office Hour Calls. Das sind lockere Video-Meetings, in denen wir nicht nur über die Arbeit quatschen, sondern auch einfach zusammen „abhängen“ können. So fühlt es sich an wie im Büro, wo man mal schnell mit jemandem plaudern kann.

Außerdem nutzen wir Team-Tools, die es uns ermöglichen, jederzeit Fragen zu stellen oder Ideen auszutauschen. Ob über Slack, Teams oder andere Tools – wir bleiben in ständigem Kontakt. So kann jeder jederzeit ein „Hey, wie läuft’s bei dir?“ schicken und die Zusammenarbeit bleibt lebendig.

Disclaimer: Wir sind ein kleines Team, was das ganze Setting im Vergleich zu größeren Unternehmen natürlich „einfacher“ macht. Trotzdem wollen wir unsere Erfahrungen teilen und zeigen, wie es eben für uns als Team funktioniert. Vielleicht inspiriert es dich.

Auch spannend zu dem Thema: Virtuelles Onboarding in Zeiten von Remote.

Büro vs. Remote und mittendrin: die Personalabteilung

Die Personalabteilung steht jetzt echt unter Druck. Sie ist dafür verantwortlich, die Unternehmenskultur zu gestalten, neue Talente zu gewinnen und die Bindung der Mitarbeiter zu fördern. Der Rückkehr-Trend ins Büro hat somit direkte Auswirkungen auf das Recruiting und das Employer Branding.

Wenn Unternehmen wieder auf Präsenzarbeit setzen, könnten sie potenzielle Bewerber abschrecken, die die Flexibilität lieben. In einer Zeit, in der viele Firmen um die besten Talente konkurrieren, kann das den entscheidenden Unterschied machen.

Die Herausforderung für die Personalabteilung besteht also darin, eine Balance zu finden. Die Vorteile der direkten Zusammenarbeit im Büro zu nutzen und gleichzeitig die Wünsche der Mitarbeiter nach Flexibilität und Remote-Arbeit respektieren.

Individuelle Vorlieben und Persönlichkeiten berücksichtigen

Natürlich dürfen wir an dieser Stelle nicht vergessen, dass jeder Mitarbeiter unterschiedlich ist. Nicht jeder möchte von zuhause aus arbeiten. Einige Mitarbeiter fühlen sich im Büro wohler, schätzen den direkten Kontakt zu Kollegen und die klare Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben. Das ist völlig legitim!

Und die anderen – sind produktiver, wenn sie zu Hause arbeiten und die Zeit fürs Pendeln anderweitig nutzen können.

Recruiter und Personaler sollten daher bei der Gestaltung von Arbeitsmodellen die individuellen Vorlieben und Persönlichkeiten ihrer Mitarbeiter berücksichtigen. Ein flexibles Modell, das sowohl Büro- als auch Remote-Arbeit ermöglicht, kann hier die Lösung sein. So kann jeder nach seinen Vorlieben arbeiten und das Unternehmen profitiert von einer motivierten und zufriedenen Belegschaft. Aber Vorsicht! Auch Hybrid-Modelle haben ihre Tücken und speziellen Herausforderungen. Am Ende kommt es immer auf das Team selbst an.

Lies dazu: Hybrides Arbeitsmodell: So setzt du es richtig um

Die Notwendigkeit eines neuen Denkens

Unternehmen, die denken, dass Remote-Arbeit das Problem ist, sollten noch mal darüber nachdenken. Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Arbeitsumgebung liegt nicht nur im „Wo“ der Arbeit, sondern im „Wie“. Eine Unternehmenskultur, die sowohl persönliche Interaktion als auch Remote-Arbeit wertschätzt, ist entscheidend.

Führungskräfte sollten bereit sein, ihre Sichtweisen zu überdenken und zu refkletieren. Es ist an der Zeit, den Mitarbeitern zu vertrauen und zu erkennen, dass die Zukunft der Arbeit nicht in starren Bürostrukturen liegt, sondern in der Anpassungsfähigkeit an die Bedürfnisse der Belegschaft.

Fazit: Der Weckruf für Unternehmen

Der Anti-Remote-Trend in Deutschland ist mehr als nur eine vorübergehende Modeerscheinung. Für einige ist er ein Rückschritt. Im Auge des Sturms: Die Personalabteilung. Sie spürt die Auswirkungen und hat die Aufgabe entsprechend Rekrutierungsstrategien weiter zu entwickelt und den Dialog zwischen Mitarbeitern und Führungskräften zu fördern – egal mit welchem Arbeitsmodell.

Eins ist für uns aber glasklar:

Unternehmen, die den Mut haben, innovative Arbeitsmodelle zu schaffen und eine Kultur zu etablieren, die sowohl Büro- als auch Remote-Arbeit schätzt, werden langfristig erfolgreicher sein.

Wenn du also glaubst, dass Remote-Arbeit das einzige Problem ist, dann könnte es an der Zeit sein, einen Schritt zurückzutreten und zu reflektieren. Vielleicht liegt die Lösung nicht darin, die Mitarbeiter zurück ins Büro zu zwingen, sondern ihnen die Freiheit zu geben, selbst zu entscheiden, wo sie am produktivsten sind.

Denn in einer flexiblen und modernen Arbeitswelt sind es nicht die Arbeitsorte, die zählen, sondern die Menschen, die sie gestalten.