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Gehaltsangabe in der Stellenanzeige: Ja oder nein?

von

Leonie Streicher

11.8.2023

In anderen Ländern ist es gang und gäbe, teilweise sogar Pflicht, das Gehalt in der Stelleanzeige mit anzugeben. In Deutschland sind wir davon noch weit entfernt. Wir sprechen halt nicht so gerne über Geld. Aber ist das nicht ein längst überholtes Klischee?
Unter unseren Kampagnen auf Social Media wird von Interessenten immer und immer wieder eine Frage gestellt: „Wie viel verdient man da?“. Einige User beschweren sich sogar, dass „wichtige Angaben“ fehlen, wenn kein Gehaltsrahmen genannt wird. Also so viel zum Thema, über Geld redet man nicht.
Kunden* fragen wir grundsätzlich, ob wir das Gehalt mit veröffentlichen dürfen, beziehungsweise legen es ihnen nahe zu tun. Das machen wir nicht einfach nur so zum Spaß, sondern weil wir aus Erfahrung sprechen und die Wirkung außerdem auch noch mehrfach wissenschaftlich belegt ist.

Und an alle, die an dieser Stelle abbrechen wollen, weil sie glauben, mit ihren schlechten Gehältern nur die Bewerber abzuschrecken und so keine Bewerbungen bekommen zu können: Lest bitte weiter! Auch wenn das Unternehmen nicht viel zahlen kann (oder auch will), ist es sinnvoll eine Gehaltsangabe in der Stellenanzeige zu machen. Lasst euch von uns überzeugen!

Geheimniskrämerei? Das war mal

Bitte seid euch bewusst, dass die Informationshoheit über Gehälter längst nicht mehr nur bei eurem Unternehmen liegt. Mehr als 50% aller Bewerber informieren sich bei Bewertungsportalen, in Gehaltsstatistiken und auf anderen Webseiten, wenn das Gehalt nicht in der Stellenanzeige zu finden ist. Dort sind zum Teil veraltete oder schlimmer noch, falsche Informationen im Umlauf, die den Interessenten an einer Bewerbung hindern könnten. Dem kann man durch eigene Angaben in Stellenanzeigen vorbeugen und unschlüssige Bewerber direkt wieder einfangen.

Gründe, warum die Gehaltsangabe in die Stellenanzeige gehört

1. Transparenz – warum so verschwörerisch?

93 % der Unternehmen verlangen von Bewerbern die Angabe einer Gehaltsvorstellung in der Bewerbung, aber nur 2 von 10 Unternehmen machen selbst eine Angabe zum Gehalt . Finde den Fehler!

Transparenz in Unternehmen ist immer mehr gewünscht und ein positives Zeichen an den Bewerber, dass nicht nur er oder sie sich „nackig machen muss“. Auch das Unternehmen sollte blankziehen. Laut einer Studie von Zenjob (2021) ist gerade der jungen Generation Z Transparenz und offene Kommunikation sehr wichtig.     Dem Bewerber wird dadurch ein erster Vertrauensbeweis entgegengebracht. Damit ist schon mal ein wichtiger Grundstein für eine gute Employee Experience gelegt und die Lust und Motivation angekurbelt, für euer Unternehmen zu arbeiten.

2. Der Kniff mit dem Anker-Effekt

Das sowohl der Bewerber als auch das Unternehmen mit einer Gehaltsangabe die Erwartungen abstecken und einen gemeinsamen Handlungsrahmen schaffen, liegt auf der Hand. Was dabei auch noch positiv (für euer Unternehmen) mit reinspielt, ist der Anker-Effekt. Keine Sorge, hier geht es jetzt nicht um maritime Knotenkunde:

Der Anker-Effekt ist eine kognitive Verzerrung, bei der sich an einem vorgegebenen Wert orientiert wird, unabhängig davon, ob dieser Wert etwas mit dem Thema zu tun hat.

Beispiel: Probanden sollten an einem Glücksrad drehen und anschließend die Zahl afrikanischer Staaten schätzen. Das Ergebnis: Sie vermuteten umso mehr Staaten in Afrika, je höher ihre Zahl beim Drehen des Glücksrads ausgefallen war. Dieser Effekt trifft auch ein, wenn eine Gehaltsspanne vorgegeben wird: Es wird sich um diesen Wert herum orientiert und „Ausreißern“ wird vorgebeugt.

3. Die Hürde niedrig halten

Bewerben ist zeitaufwendig und kostet Nerven…außer natürlich man macht es mit uns 😉. Da aber noch nicht jedes Unternehmen so klug ist, auf StaffConcept zu setzen, sind Bewerbungsprozesse für Kandidaten oft mühsam. Mal ehrlich, Du würdest doch auch wissen wollen, ob sich der ganze Aufwand überhaupt lohnt, den veralteten Lebenslauf nochmal zu überarbeiten und aufzupolieren, oder? Gerade, wenn Bewerber nicht aktiv auf der Suche sind, ist die Gehaltsangabe ein großer Motivator, diesen Aufwand auf sich zu nehmen. Haltet also die (Bewerbungs-)Hürde niedrig! Zeigt dem Bewerber, was ihn monetär erwartet und dass sich sein Aufwand lohnt.

4. Zeitersparnis für alle

Apropos Zeit: Natürlich sparst auch Du Dir Zeit! Es gibt doch nichts Ärgerlicheres, als einen Bewerber wochenlang durch den Bewerbungsprozess zu begleiten, nur um am Ende herauszufinden, dass es Gehaltstechnisch nicht passt. Der Bewerber ärgert sich ebenfalls. Hier kann die Gehaltsangabe in der Stellenanzeige auch glänzen: Der Bewerber hat bereits vor der Bewerbung einen Eindruck davon, wie viel Gehalt er bekommt. Somit werden auf beiden Seiten böse Überraschungen vermieden und kostbare Zeit gespart.

5. Wettbewerbsvorteil

Der Markt ist hart umkämpft – seid also schlau und eurer Konkurrenz nur durch die Angabe des Gehalts um Schritte voraus, denn ganze 80 % der Bewerber wünschen sich diese Angabe. Was noch dazu kommt? Stellenanzeigen mit Gehaltsangaben werden 30 % öfter geklickt und es gehen bis zu 62% mehr Bewerbungen ein als bei vergleichbaren Stellenanzeigen ohne Gehaltsangabe. Wenn das keine Argumente sind, dann wissen wir auch nicht!

6. Orientierung und Spielraum

Wie viel sollte jemand verdienen, der ganz neu in dem Job ist? Wie viel sollte jemand verdienen, der schon viel Erfahrung mitbringt? Eine (breite) Gehaltsspanne anzugeben, ist absolut sinnvoll. Eine Spanne hat auch den Effekt, dass Bewerber weiterhin verhandeln können – nur halt in einem vorgegebenen Rahmen. Berufseinsteigern holt ihr damit auch gleich noch ab und helft ihnen, sich einzuschätzen und ein Gespür dafür zu bekommen, welches Gehalt auf dem Markt üblich ist. 
Und ja, wir haben noch ein weiteres Plus! Ihr tragt damit aktiv zur Geschlechtergleichheit bei, da alle Bewerber, egal ob männlich oder weiblich, eine Vorstellung davon bekommen, was sie verlangen können.

Das klingt alles super, aber wir können nicht so viel zahlen…

Das macht doch nichts. Zur Erinnerung und Beruhigung: Unabhängig von der Höhe des Gehalts werden Stellenanzeigen 30% häufiger geklickt.  

Ich weiß nicht, ob wir gut oder schlecht bezahlen

Jetzt fragst Du Dich wahrscheinlich, wie Du herausfindest, ob euer Gehalt im Branchendurschnitt liegt? Wie kann man einschätzen, in welchem Feld sich das eigene Unternehmen bewegt?

Hier helfen Gehaltsreports, Webseiten mit freiwilligen Angaben, aber auch ein Blick in Jobportale lohnt sich. Schaut euch Stellenanzeigen an, bei denen das Gehalt angegeben ist – das kommt inzwischen öfter vor als man denkt. Diese dienen als guter und unverzerrter Vergleich.

Die einzige Ausnahme, wann eine Gehaltsangabe in der Stellenanzeige fehl am Platz ist

Liegt euer Grundgehalt unter dem Branchendurchschnitt? Dafür habt ihr aber viele Benefits, die sich monetär auswirken? In so einem Fall kann es wirklich sinnvoll sein, das Gehalt nicht in der Stellenanzeige anzugeben, da eure restlichen Benefits nicht so sehr wahrgenommen werden. Im persönlichen Gespräch dann kann besser auf die Benefits aufmerksam gemachen werden. Am Ende hat der Bewerber mit Weihnachtsgeld, Essenszuschuss und Co. Netto vielleicht sogar mehr, als bei dem Konkurrenten, der zwar einen höheren Lohn, aber keine entsprechenden Zuschüsse zahlt. Das ist aber auch die einzige Ausnahme, die uns einfällt, bei der wir von einer Gehaltsangabe absehen würden 😉.

Unser Fazit

Sollte die Gehaltsangabe in die Stellenanzeige mit aufgenommen werden? Wir sagen ja zur Transparenz an vorderster Front des Bewerbungsprozesses. Es schafft von Anfang an klare Verhältnisse und erspart euch, wie auch den Bewerbern, kostbare Zeit. Unsere Erfahrung sowie die Wissenschaft belegen den Erfolg. Gerade bei Social Media Recruiting ist die Angabe des Gehalts in der Stellenanzeige ein klarer Vorteil Interessenten auf den Job aufmerksam zu machen.

Ihr bekommt kaum Bewerbungen? Dann probiert es mit der Gehaltsangabe in der Stellenanzeige. Und wenn das nicht funktioniert – nun, ihr wisst ja jetzt, wo ihr uns findet. Wir helfen euch dabei für eure unbesetzten Stellen Bewerbungen zu bekommen.

*In diesem Beitrag wird aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich eingeschlossen.