von
Anna Donig
In den letzten Jahren hat sich das Bild des Gamers gewandelt. Nicht mehr nur als der Einzelgänger im dunklen Zimmer, der sich mit Pizzastücken und Energy Drinks umgibt. Heute ist Gaming ein weit verbreitetes Hobby, das viele Menschen in unterschiedlichen Altersgruppen und Lebenslagen in seinen Bann zieht. Aber stellen wir uns die Frage: Sollte Gaming im Lebenslauf Erwähnung finden? Und was sagt das über den Bewerber aus?
Beginnen wir mit der positiven Seite. Gaming, insbesondere strategische und teamorientierte Spiele, fördert eine Vielzahl von Fähigkeiten, die in der Berufswelt von Bedeutung sind. Denk an Teamarbeit: In Multiplayer-Spielen muss man oft auf die Stärken seiner Mitspieler vertrauen und gemeinsam Strategien entwickeln. Ist das nicht eine wertvolle Fähigkeit für jedes Unternehmen, das auf Zusammenarbeit setzt? Darüber hinaus schärfen viele Spiele Entscheidungsfindung und Problemlösungsfähigkeiten – zwei Eigenschaften, die in dynamischen Arbeitsumfeldern gefragt sind.
Aber was ist mit dem Stigma? Viele Recruiter und Personaler könnten sofort in den Alarmmodus versetzen, wenn sie „Gamer“ hören. Sie denken vielleicht an stereotype Vorstellungen: unproduktiv, sozial isoliert oder gar süchtig. Hier steht die Frage im Raum: Ist es nicht an der Zeit, diese Vorurteile zu hinterfragen? Können wir nicht die positiven Aspekte des Gamings anerkennen und gleichzeitig die potenziellen Risiken im Auge behalten?
Natürlich gibt es auch Schattenseiten. Übermäßiges Gaming kann zu Isolation, einem Mangel an körperlicher Aktivität und sogar zu gesundheitlichen Problemen führen. Diese negativen Konsequenzen dürfen wir nicht ignorieren. Daher ist es wichtig, im Lebenslauf klarzustellen, wie Gaming in das Gesamtbild des Bewerbers passt. Ein Spieler, der in seiner Freizeit auch soziale Aktivitäten pflegt, könnte ein ausgewogenes Bild abgeben. Doch wie sieht es mit einem aus, der nur vor dem Bildschirm sitzt?
Eine interessante Studie der Universität Oxford hat gezeigt, dass das Spielen von Videospielen die kognitiven Fähigkeiten und die Problemlösungsfähigkeiten der Spieler verbessern kann. Die Forscher fanden heraus, dass Gamer in der Lage sind, komplexe Probleme schneller und effizienter zu lösen als Nicht-Gamer. Diese Erkenntnisse könnten Recruitern helfen, die Fähigkeiten von Gamern in einem neuen Licht zu sehen.
Eine weitere Überlegung ist, wie der Bewerber über sein Hobby spricht. Ein leidenschaftlicher Gamer, der die dazugehörigen Fähigkeiten hervorhebt und erklärt, wie sie ihm im Berufsleben helfen, könnte durchaus positiv wahrgenommen werden. Aber wenn jemand das Gaming als seine einzige Beschäftigung ansieht und keine Verbindung zur Berufswelt herstellen kann, kann das schnell nach hinten losgehen.
Letztlich könnte die Entscheidung, Gaming im Lebenslauf zu erwähnen oder nicht, von der Branche abhängen. In kreativen oder technologieorientierten Berufen könnte es als Vorteil gewertet werden, während es in traditionelleren Bereichen vielleicht nicht so gut ankommt.
Also, liebe Recruiter: Seid offen für die vielfältigen Facetten des Lebens eines Bewerbers. Gaming ist nicht nur ein Hobby, sondern kann auch eine Quelle von Fähigkeiten und Erfahrungen sein, die in der Arbeitswelt von Nutzen sind. Aber lasst uns auch realistisch bleiben und die potenziellen Gefahren im Blick behalten. Denn am Ende des Tages geht es darum, den richtigen Kandidaten für die jeweilige Position zu finden – und das kann manchmal auch bedeuten, über den Tellerrand hinauszuschauen.